Zwar gibt es derzeit wegen der Corona-Beschränkungen keine offenen Sprechstunden. Beratungen finden aber weiterhin nach Terminvergabe und unter Einhaltung der Hygieneregelungen in der Lessingstraße 36/1 in Emmendingen (Bürkle-Bleiche) statt.
Manuel Rombach, seit 2012 Leiter der Schuldnerberatung beim Caritasverband, rät dazu, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. "Überschuldung sorgt bei vielen Menschen für enorme psychische Belastungen", sagt Rombach. Dabei kämen die Menschen oft unverschuldet in eine schwierige Finanzlage: "Es sind Faktoren von außen, die die Menschen in die Schulden treiben können. Das führt uns die Corona- Situation deutlich vor Augen", so Rombach und betont: "Wir stehen den Menschen zur Seite und handeln bei existentieller Überschuldung sofort."
Eine der häufigsten Ursache für (drohende) Überschuldung ist neben Krankheit und Trennung die Arbeitslosigkeit. Auch wenn die Zahl der Arbeitssuchenden im Landkreis Emmendingen geringer ist als in anderen Regionen Deutschlands, verzeichnet der Caritasverband eine seit Jahren fortwährend hohe Anzahl an Neuanfragenden. Bis einschließlich 31. Oktober registrierte Rombach 182 Neuanfragen im laufenden Jahr. Die Bandbreite reicht von ehemals Selbstständigen über Alleinerziehende bis hin zu jungen Erwachsenen.
Neu hinzukommen könnten Personen, die ihren Zahlungsverpflichtungen wegen Einkommenseinbußen durch anhaltende Kurzarbeit oder einen kompletten Arbeitsplatzverlust aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr nachkommen können. Zwar wurden bislang alle neu anfragenden Menschen zusätzlich zu den weiteren 110 Personen, die aus dem vergangenen Jahr übernommen wurden, zeitnah beraten. Sollte sich der Oktobertrend im November und Dezember fortsetzen, befürchtet Rombach aber längere Wartezeiten für seine Klienten.
Dabei sind die Folgen einer längerfristigen, unbegleiteten Überschuldung oft gravierend. Krankheit, ein Auseinanderbrechen der Familien oder dauerhafte Arbeitslosigkeit sorgen häufig für eine völlige gesellschaftliche Isolierung. "Das können wir mit der Schuldnerberatung in den meisten Fällen verhindern und somit die Arbeitsfähigkeit der Menschen aufrecht erhalten", betont Manuel Rombach, der seit Januar 2018 zusätzlich als Fachberater für die Caritasmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus dem gesamten Erzbistum Freiburg tätig ist. Auch hier registriert Rombach mehr Anfragen als im vergangenen Jahr. "Die Corona-Krise verschärft die Schuldenproblematik", sagt der Leiter der Schuldnerberatung, der mit einem weiteren Anstieg an Beratungsbedarf im Frühjahr 2021 rechnet.