"Ich habe eine gute Verbindung zum Landkreis Emmendingen", sagte Lucha und betonte, dass er aus vielerlei Gründen gerne hierher komme. Deshalb galt dem Caritasverband auch "mein erster virtueller Besuch - das habe ich so vorher noch nicht gemacht", so Lucha.
Für Rainer Leweling, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Emmendingen e.V., war das digitale Fachgespräch eine gute Gelegenheit, um die erfolgreiche Kooperation mit insgesamt 23 Integrationsmanager*innen im Landkreis vorzustellen. "Im Oktober 2016 haben sich die Caritas-Geschäftsführer und Vorstände der Erzdiözese mit der dringlichen Bitte, ein Integrationsmanagement ins Leben zu rufen an Sie gewandt", erinnerte Leweling an die Ausgangssituation. "Das wurde umgesetzt und wir können berichten, dass das eine gute Entscheidung war."
Mit dem im Jahr 2017 beschlossenen Pakt für Integration wurde den Kommunen Unterstützung bei der Eingliederung von bereits anerkannten, geflüchteten Menschen zugesagt. Durch die schnellen Anerkennungsverfahren hatten viele der Menschen keinen Anspruch mehr auf die Hilfe von Flüchtlingssozialarbeiter*innen, sodass eine gravierende Versorgungslücke entstanden war.
Im Landkreis Emmendingen entschied man sich nach eingehenden Beratungen für ein besonderes Modell: So übertrugen alle Kommunen das ihnen angebotene Integrationsmanagement komplett auf den Landkreis, um eine gute Versorgung in kleinen und großen Kommunen sicherzustellen und Synergien mit der Flüchtlingssozialarbeit und Migrationsberatung zu schaffen. Die insgesamt 17,4 Vollzeitstellen wurden mit Integrationsmanager*innen des Landratsamts, des Caritasverbandes sowie des Deutschen Roten Kreuzes besetzt.
"Mittlerweile finde ich es sehr wichtig, dass die Integrationsmanager keine städtischen Mitarbeiter sind", sagte Jana Kempf von der Stadt Waldkirch. In ihrer Kommune herrschten anfangs Zweifel an der Übertragung auf den Landkreis. "Die Zusammenarbeit mit den Integrationsmanagerinnen war aber von Anfang an sehr positiv und die Rollenverteilung äußerst hilfreich", bilanzierte Kempf. Sie warb deshalb für eine längerfristige Kooperation.
Jule Rehm und Bettina Lehnes, Caritas-Integrationsmanagerinnen in Waldkirch, unterstrichen mit Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag den großen Bedarf an Beratung und Begleitung. Sie unterstützen anerkannte Flüchtlinge beim Ausfüllen von Formularen, bei der Suche nach Sprachkursen, Schulen und Kitas, nach Ärzten, Ausbildungsplätzen und Jobs. "Sehr wichtig ist dabei der direkte Kontakt zu den Menschen", sagten Rehm und Lehnes. So würden beim gemeinsamen Teetrinken häufig erst bestehende Probleme offen angesprochen. Sie berichteten von einem jungen Kurden, der dank ihrer Unterstützung einen Werdegang als Erzieher eingeschlagen habe und nur noch Deutsch spreche und einer Familie aus Syrien, deren Tochter viele Jahre ohne soziale Kontakte und Unterstützung gelebt hatte. "Die Familie wusste nicht, dass es in Deutschland Einrichtungen für behinderte Menschen gibt. Jetzt hat die Tochter zum ersten Mal in ihrem Leben Freunde und wird entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert."
Birgitt Reisenweber, Leiterin der Migrationsberatung beim Caritasverband, dankte dem Land Baden-Württemberg, dass es die Not der ankommenden Menschen gesehen und "viel Geld in die Hand genommen hat". Dennoch sei die finanzielle Situation nicht einfach: "Die Pauschalfinanzierung deckt inzwischen die tatsächlichen Kosten nicht mehr ab", sagte Reisenweber. "Eine Anpassung wäre deshalb wünschenswert."
Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha sprach den Verantwortlichen im Landkreis Emmendingen seine Anerkennung für ihre empathische und gut strukturierte Arbeit aus. Er sagte zu, dass er sich für eine bedarfsgerechte Weiterführung stark machen wolle. "Ich kann Ihnen heute nichts versprechen", sagte Lucha, auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen. "Ihre gute Arbeit ist aber die beste Möglichkeit, für eine Weiterführung zu werben."