Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege rufen am Donnerstag, 20. September 2018, zu einem bundesweiten Aktionstag auf: Hintergrund ist der zunehmende Bedarf an Beratung und Unterstützung durch die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) und den Jugendmigrationsdienst (jmd).
Die bundesweite MBE-Statistik verzeichnete im Jahr 2017 insgesamt 301.000 Beratungsfälle. Der jmd begleitete im vergangenen Jahr insgesamt 126.163 junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren. Auch in 2018 ist der Bedarf bereits groß, in 2019 wird mit einer weiteren Zunahme an Beratungsfällen und damit weiter steigendem Förderbedarf gerechnet.
"Der bundesweite und flächendeckende Ausbau an fachlicher Beratung und Unterstützung bei der Integration ist eine gute Investition in unsere Gesellschaft", sagt Alexander Breisacher, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz-Kreisverbandes Emmendingen. Als Träger von Migrations- und Integrationsdiensten bieten der Caritasverband, das Diakonische Werk sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) seit 20 Jahren Beratung und Begleitung im Landkreis an.
Anlässlich des Aktionstages möchten die Verantwortlichen der Verbände darauf aufmerksam machen, wie notwendig diese Unterstützung und damit auch eine angemessene Förderung der Angebote ist.
Die Zahlen verdeutlichen den zunehmenden Bedarf: Der Jugendmigrationsdienst begleitete im vergangenen Jahr insgesamt 184 junge Migrantinnen und Migranten im Landkreis Emmendingen intensiv. Die Statistik erfasst dabei nur die sogenannten "Case Management"-Fälle (CM), das heißt, intensive und besonders zeitaufwändige Beratungen und Begleitungen.
"Das ist der höchste Wert an Case Management-Fällen, seit diese bei uns dokumentiert werden", sagt Jonas Muth vom Jugendmigrationsdienst. Bereits in den Jahren 2015 (143) und 2016 (168) war die Anzahl der betreuten jungen Migranten stark gestiegen. Aktuell befinden sich bereits 125 junge Migrantinnen und Migranten im jmd-Case Management. Dazu kommen viele Einzelkontakte und kurze Beratungen, die nicht in der Statistik erfasst werden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstellen für erwachsene Migranten berieten 2017 insgesamt 682 Frauen und Männer. Alle Zielgruppen wurden erreicht: Die Beratungsangebote von Caritas, DRK und Diakonie wurden von Drittstaatsangehörigen, EU-Bürgern, Spätaussiedlern, anerkannten Flüchtlingen, geduldeten Flüchtlingen und Asylbewerbern aus Iran, Irak, Syrien, Eritrea und Somalia angenommen. Migranten aus Syrien und dem Irak bildeten dabei wie 2016 die größte Gruppe an ratsuchenden Menschen. Auch die Zahl der Spätaussiedler, die die Beratungsstellen aufsuchten, stieg 2017 leicht an.
Während die Beratungskontakte in allen Diensten stark zugenommen haben, bleibt eine angemessene Förderung durch den Bund aus: "Der ganz offensichtlich steigende Beratungsbedarf aufgrund der hohen Zuwanderung wird von der Bundesregierung schlichtweg ignoriert", sagt Rainer Leweling, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Emmendingen e.V. "Es wird nicht genügend Sorge dafür getragen, dass Integration gut gelingen kann", so Leweling.
"Gute Beratung und Begleitung sind jedoch unverzichtbar für die gelingende Integration in unsere Gesellschaft", fasst Meinhard Schamotzki, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Landkreis Emmendingen, die Meinung der drei Geschäftsführer zusammen. Sie fordern deshalb von der Bundesregierung eine Ausweitung der Fördermaßnahmen für die Migrationsberatungsdienste.