Seit September 2018 bietet die Religionspädagogin, Kinderkrankenschwester und systemische Beraterin im Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde EmmendingenTeningen regelmäßige Sprechstunden "für Menschen in schwierigen Lebenslagen" an.
Die Beratungsangebot ist ein Kooperationsprojekt vom Caritasverband für den Landkreis Emmendingen e.V. und der Kirchengemeinde Emmendingen-Teningen. Mit dem Projekt wird eine Idee verwirklicht, die nicht nur den Caritas-Geschäftsführer Rainer Leweling schon länger beschäftigte: "Seit Jahren sind wir mit der Fragestellung unterwegs, wie sich die Caritas konkret in der Kirchengemeinde engagieren kann", sagt Leweling, für den Pastoral und Caritas untrennbar zusammengehören. Diakon Michael Stemann wiederum ist froh über die Unterstützung von Seiten des Caritasverbandes: "Unser pastorales Team hat sich natürlich immer bemüht, allen Menschen zu helfen, die an unsere Türen geklopft haben. Aber manchmal hat einfach die Zeit gefehlt, um gut und nachhaltig zu helfen." Mit der Projektstelle könne den Menschen nun viel effektiver geholfen werden, so Stemann.
Dienstags und donnerstags zwischen 14 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr ist die Türe von Edith Kulzer-Schwab für hilfesuchende Menschen geöffnet. Ihr Standort ist in der Stadtmitte von Emmendingen, eine Voranmeldung ist nicht nötig. Das Angebot kommt gut an: "Manchmal ist die Wartebank vor meinem Zimmer schon voll, wenn ich komme", sagt Kulzer-Schwab, die neben ihrer Sprechstunde im Pfarrhaus im Caritassozialdienst tätig ist.
Viele der ratsuchenden Menschen kommen aus Emmendingen. Aber auch Menschen, die "für eine Weile in der Stadt stranden", wenden sich an Edith Kulzer-Schwab. 72 Gespräche hat sie von Januar bis einschließlich August 2019 geführt. Oft musste sie "ihre Gäste" erst einmal beruhigen, denn die meisten sind in absoluten Ausnahmesituationen. "Eine junge, werdende Mutter hatte keine Wohnung und wusste nicht mehr, wie es weitergehen sollte", nennt Kulzer-Schwab ein Beispiel aus den vergangenen Wochen, bei dem sie helfen konnte. "Anderen Menschen wurde der Strom abgestellt, sie konnten ihre Miete nicht bezahlen oder haben nach Gutscheinen für die Tafel gefragt." Aber auch junge Eltern, die Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Formularen hatten oder ein Mann mit Zahnschmerzen aber ohne Krankenversicherung fanden Unterstützung bei ihr.
Bei ganz akuten Fällen kann Kulzer-Schwab auf einen begrenzten Geldtopf zugreifen. Meistens lassen sich Probleme aber durch die Vermittlung an die richtigen Stellen lösen: "Ich bin gut vernetzt mit Institutionen und Einrichtungen und habe Kontakt zu Ärzten und Anwälten", sagt Kulzer-Schwab. "Außerdem ist es gut, dass ich sowohl zum Team der Kirchengemeinde als auch zum Team des Caritasverbandes gehöre."
Für Rainer Leweling und Michael Stemann ist die Beratungsstelle ein Erfolgsprojekt. "Es hat sich schnell herumgesprochen, dass hier geholfen wird", sagt Diakon Stemann. Er ist überzeugt: "Hier wird Kirche gelebt." Für Caritas-Geschäftsführer Leweling verkörpert das Projekt den Grundgedanken der Caritas: "Zu uns können alle Menschen kommen, die in Not sind", sagt Leweling. Er kann sich deshalb gut vorstellen, das Angebot "für Menschen in schwierigen Lebenslagen" bei Bedarf auch auf andere Kirchengemeinden auszuweiten.